H. Schenkel - Galerie Holbein Lindau

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H. Schenkel

Rückblicke

Schwäbische Zeitung - 13.4.2015 (von Babette Caesar)

In seiner Ausstellung, in der Galerie Holbein zeigt der Biberacher Künstler Hermann Schenkel 45 Menschenbilder aus den Jahren 2000 bis heute unter dem Titel „leidenschaftlich zeichnen“. Im Gespräch mit Galeristin Annette Pfaff bei der Eröffnung am Sonntag hat sich der Zeichner sehr offen zu seinen Werken geäußert. Worum es ihm dabei geht, wie er arbeitet und welches seine Kriterien sind.
Das künstlerische Sein von Hermann Schenkel, Jahrgang 1948, hat sehr früh begonnen. Für die Galerie Holbein ist es seit 1984 die achte Ausstellung, nachdem Annette Pfaff wenige Jahre zuvor Schenkels Arbeiten bei einem Ausstellungsbesuch der Kressbronner Galerie „Lände“ entdeckt hat. Weniger seine damaligen Landschaften haben sie interessiert, sondern vielmehr eine große Mappe mit Akten ließ sie nicht mehr los. Jede Nacht würde er zeichnen, sich durch die Medien anregen lassen oder schlicht durch eine schöne Frau, die er des Abends gesehen hat. Nein, nicht als Modell für eines seiner mit schwarzem Lackstift, Ölkreide oder Farbstift aufs Papier gebannten Menschenbilder. Schenkel spricht nicht von Porträts. Es geht ihm nicht um Wiedererkennung oder Abbildhaftigkeit bestimmter Personen.
Zeichnen ist wie schreiben
Ihn interessieren Haltungen. Wie jemand die Schulter hochzieht, der Hemdkragen am Hals sitzt oder der Kopf schräg gehalten wird. Das machte er während des Gesprächs mit Annette Pfaff spontan deutlich mit dem Satz: „Ich glotze mir die Welt an, suche mir bestimmte Dinge aus und setze sie um.“ Atmosphärisches und Empfindungen spielen dabei eine Rolle, so dass Schenkels Menschenbilder uns in unserem alltäglichen Dasein sehr verwandt sind. Der Betrachter erkennt sich darin wieder – in Titeln wie „seltsam schläfrig“, „In ihren dünnen Kleidern“ oder „Es war ihm egal“. Mittels Lackstift verleiht Schenkel seinem Gegenüber breite schwarze Konturen, die genauso unkorrigierbar sind wie mit Lackstift fein Schraffiertes. Falsche Linien bleiben als solche stehen. Mit voller Absicht, denn zeichnen sei für ihn wie schreiben.
Falls eine Linie ihm zu gekonnt erscheint, gibt er gernmal seiner Neigung nach, sie zu zerstören. Durch grobe Striche, die dem allzu leicht von der Hand Gegangenem einen Kontrapunkt entgegen halten. Hermann Schenkel, so Annette Pfaff, gehe nicht von einer direkten Wirklichkeit aus. Er finde sein Gezeichnetes in einer Bilderflut und das in einer Zeit, in der schon alles da sei. Seine Menschenbilder sind zeitlose Typen. Sie ahmen keinen Stil nach und sind auch kein Motiv. Sie drücken in ihrer Haltung von Händen, Armen und Kopf Empfindungen wie Erschrockenheit aus, sinnieren vor sich hin oder sind einfach gerade dabei, sich einen Pullover auszuziehen. Immer geht es für den Zeichner Schenkel dabei um die Linie.

 
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