"30 Jahre" - Galerie Holbein Lindau

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"30 Jahre"

30 Jahre Galerie Holbein – Jubiläum mit Reinhard Fritz
von Birgit Kölgen - Schwäbische Zeitung, 20. Januar 2004

"Wir wollen mit unseren Künstlern alt werden"

LINDAU - Nicht aus trüben Einsichten schöpft der Maler Reinhard Fritz seine Kunst. Von Licht und Farbe desd Südens fühlt er sich inspiriert - und von der Musik. Wie ein helles heiteres Konzert wirkt seine neueste Ausstellung in der Lindauer Galerie Holbein, die damit ihr 30-jähriges Bestehen feiert.


Alte Lindauer erinnern sich noch an die erste Adresse der Galerie: In einem historischen Rebleutehaus an der Holbeinstraße eröffnete die junge Kunsthistorikerin Dr. Annette Pfaff im Januar 1974 eine Ausstellung des Berliners Joachim Palm. Eigentlich war sie ja Expertin für alte Kunst und hatte über Dürer promoviert. Aber im wahren Leben rückte die Tochter des Malers Hans Stöhr bald ab vom Abgesegneten und Musealen. Die lebendige Kreativität interessierte sie: "Ich bin fasziniert vom Akt des Schöpferischen und von den Menschen hinter der Kunst." Ihr Ehemann Hans Pfaff, der in Lindau eine Stelle als Lehrer gefunden hatte, unterstützte sie nach Kräften und hielt nach dem Unterricht die Wacht im kleinen feuchtkalten Kunsthäusle. Sehr komfortabel war das nicht, und so freuten sich die Pfaffs, als nach 4 Jahren in ihrem Wohnhaus an der Brougierstraße eine Etage zur Miete frei wurde, ihr Domizil bis heute.

Den Namen - Galerie Holbein - und natürlich die Kontakte zu den Künstlern: Horst Antes zum Beispiel, der mit seinen Kopffüßlern bekannt geworden war, Diether Domes, Werner Knaupp oder Horst Janssen, den Zeichner aus Hamburg. Im selben Jahr, 1978, stellte sich in der Galerie ein junger Maler vor: Reinhard Fritz, Jahrgang 1946, geboren in Mecklenburg, Aufgewachsen in Tuttlingen, Absolvent der Münchner Akademie. Er zeigte kleinformatige Aquarelle mit eigenwilligen Zeichen, "Hieroglyphen", wie Annette Pfaff lächelnd erzählt. Es war der Anfang einer fruchtbaren Freundschaft. Schon zum zehnten Mal präsentiert die Galerie Holbein jetzt das Werk von Reinhard Fritz, der längst zu den arrivierten Münchner Künstlern gehört.

Seine Bilder sind bei Sammlern überaus beliebt. Vielleicht liegt es daran, dass sie keine Schwermut verbreiten, sondern ein positives Lebensgefühl, eine Leichtigkeit, die der Künstler, der selbst mit Leidenschaft Querflöte spielt, aus der Musik holt: “Wenn ich Töne höre, sehe ich Bilder.” Allerdings illustriert er keine bestimmten Stücke, es geht ihm vielmehr um Rhythmus, Farbklang, Stimmung. Dabei verschwanden die festen Gegenstände, Figuren und Landschaften allmählich aus seiner Malerei und hinterließen nur noch schwebende Linien und lang gezogene Schatten wie bei starker Sonne auf leuchtenden Feldern. Fritz´ Farben sind niemals stumpf, sondern transparent und schimmernd wie aus Glas. Ein paar Schlangenlinien tanzen darauf “mit Matisse” , wie es im Titel heißt (siehe Abb. oben: “Tanz mit Matisse” 2003, 140×200cm).

Keine Angst vor Schönheit

Reinhard Fritz hat keine Angst vor der Schönheit, obgleich das in der heutigen Kunst eher altmodisch ist. Für das “Lied der Fische” ließ er kleine Zeichen durch farbige Rechtecke schwimmen. “Hier und anderswo” wiegen sich Gräser im Wind wie Noten einer “Flötenmusik”. In seinem farbenumspielten “Im Reich der Schatten” erinnern manche Formen an Bäume oder Tiere, eine krumme Leiter hier, ein paar Frauenbeine da, aber alles ist vollkommen schwerelos und in einer sensiblen Ordnung – wie eben die Musik. In gehobener Stimmung verlassen die Besucher die Galerie Holbein und hoffen, dass Annette Pfaff noch lange weitermacht, wie sie es versprochen hat: "Wir wollen mit unseren Künstlern alt werden".

 
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