"40" - Galerie Holbein Lindau

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"40"

Das Werk des Malers, Grafikers und Bildhauers Professor Horst Antes hatten wir schon früh für uns entdeckt, auf der Documenta IV1968 und in der Kunsthalle Baden-Baden 1971. Seither begleiten wir diesen künstlerischen Fortgang und konnten während unserer 40-jährigen Galerietätigkeit das druckgrafische Werk ab 1980 mehrfach vorstellen. In unserer 7. Ausstellung mit Horst Antes zeigten wir eine kleine für unsere Räumlichkeiten eigens zusammengestellte Auswahl seines immens angewachsenen lithographischen Oeuvres.


Horst Antes ist von Anfang dabei
Mit einer Ausstellung des Malers, Grafikers und Bildhauers feiert die Galerie Holbein ihr 40-jähriges Bestehen
Von Babette Caesar - Schwäbische Zeitung -3.2.2014

LINDAU Viele Kunstliebhaber verbinden den 1936 in Heppenheim geborenen Horst Antes mit seinen „Kopffüßlern“. Gern wird er auch auf dieses immer wiederkehrende Bildmotiv reduziert. Als wäre das alles. Die am Sonntag eröffnete Jubiläumsausstellung in der Galerie Holbein schenkt dem archaisch wirkenden Kopfmenschen ihre ganze Aufmerksamkeit, indem sie eine große Bandbreite dieser „Marke“ präsentiert.
35 Farblithografien und Farboffset-Radierungen bedecken dicht an dicht gehängt die Wände in den lichten Räumen in der Brougierstraße. Das haben sie, das Galeristenpaar Annette und Hans Pfaff, so gewollt. Manch einen Besucher mag diese optische Präsenz überfordern, doch unterm Strich betrachtet zeigt es eben gerade die farbliche, formale und motivische Vielfalt der 1960er- und 1970er-Jahre. Es sind sämtlich originale Drucke zum großen Teil aus den eigenen Beständen und in Kooperation mit der Galerie Lutze in Friedrichshafen. Bernd Lutze ist ein ausgewiesener Antes-Kenner, war er früher doch dessen Sekretär und hat mit ihm zusammen das graphische Werkverzeichnis angelegt.

„Heute ein Standardwerk“, betont Annette Pfaff, die selbst 1968 beim Besuch der Kasseler Documenta erstmals auf Werke von Antes aufmerksam wurde. Die haben sie dann nicht mehr losgelassen. Hans Pfaff bringt das, was mit am meisten fasziniert, auf einen simplen Nenner: „Guck mal die Augen, die glotzen immer so.“ Das Sehorgan ist in der Tat überdimensional und frontal angelegt. Im Unterschied zum strengen Profil des Kopfs. Diese Doppelansichtigkeit irritiert und funktioniert vexierspielartig. Annette Pfaff legte in ihrem Rückblick auf die Galerie Holbein die Anfänge im Werk von Horst Antes offen.

Herkommend von der Karlsruher Kunstakademie, wo er zusammen mit Dieter Krieg, Heinz Schanz oder auch Walter Stöhrer studierte und wo er später langjährig eine Professur bekleidete, liegen die malerischen Wurzeln im abstrakten Expressionismus bis hin zum Informellen. Diese gestischen Strukturen sind auf den figurativen Blättern deutlich auszumachen. Unter ihnen befinden sich zwei „bollige“ Figuren mit erhobenen Armen. Hier, in dem wild chaotisch durcheinander wirbelnden Linienknäueln finden sich Antes´ frühe Leitbilder wieder. Willem de Kooning wäre da zu nennen. „Aus Farbbollen hat Antes ein menschliches Maß geschaffen“, umschrieb Annette Pfaff den Prozess hin zu den Kopffüßlern. Sie stehen zudem unter Einfluss archaischer primitiver Kunst. So besitzt Antes eine große Sammlung so genannter „Kachinas“ – Figuren der Pueblo-Indianer in Nordamerika. Außerdem hat er ein Faible für Roboterfiguren und für alte Milchkannen mit ihren zylindrischen Körpern. Ruhig, entspannt, beinahe stoisch, oft auch freundlich lächelnd füllen seine Kopfmenschen das Bildgeviert aus. In Farben, die mit der Zeit gehen, die manchmal an Chagall erinnern oder später dann an die Pop Art. In Titeln wie „Figur und Hände mit Leiter“ von 1970 wandert ein Kopf auf hohen stämmigen Beinen durch eine surreale Landschaft. Er ist umgeben von Dingen, die er aber links liegen zu lassen scheint, oder die ihm einst Hindernis waren und nun überwunden sind. Für Horst Antes, dem Mitbegründer der Neuen Figuration in Deutschland, bedeuten diese unterschiedlich lesbaren Dinge eine Beschäftigung mit dem eigenen Selbst. Hans Pfaff zeigt auf drei übereinander gehängte dunkle Farblithographien von 1988. Sie stammen aus dem so genannten Berlin-Album und stellen das jüngste Werk in dieser vielschichtigen Schau dar. Der Betrachter braucht Zeit, um sich einzusehen, bis er oben die schemenhaften Umrisse eines Gesichtes ausmacht. Es ist wohl Horst Antes selbst, dessen „Alter Ego“ sich von den Füssen gelöst hat und frei durch den Raum gleitet.


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